Eventsaunen: es reicht!
Testenvon Christian Werner 1. April 2019
Irgendwo in einem verschlafenen Bergdorf in Südtirol. Wir testen gerade ein sehr gutes Vierstern-superior-Hotel, das soeben in einen neuen Saunabereich investiert hat. Für 17 Uhr ist ein geführter Aufguss in der Eventsauna angesetzt. Kurz davor betreten wir die rund 70 m2 große Saunaarena: 90 Grad, 10 Prozent Luftfeuchtigkeit, Zirbenduft, ein riesengroßes Fenster mit herrlichem Ausblick auf die Dolomiten. Der Schnee glitzert nahezu magisch in der untergehenden Sonne, draußen brennt ein kleines Feuer. Herrlich! Genau deshalb verbringt man seinen Schi-Wellnessurlaub hier.
Doch zu früh gefreut: Plötzlich verdunkelt sich die Sauna, Rollos fahren wie von Geisterhand bewegt herunter, es wird stockdunkel. Die Tür geht auf und Saunameister Nico betritt die Szene: mit Lederhose, Hut und Wollsocken bekleidet und einem iPad in der Hand. Rotes Licht erleuchtet, künstlicher Nebel steigt auf, die ersten Takte von Andreas Gabalier "Hulapalu" erklingen. Nico beginnt mit den Händen über den Kopf zu klatschen und fordert die verdutzten Saunagäste auf, es ihm gleich zu tun. Stimmung wie auf der Wiesn am Oktoberfest. Grelle Blitze durchzucken den Raum. Im Rhythmus der Musik gießt der Saunameister Wasser auf den Ofen. Das Handtuch wird im Takt gewachelt. Punktgenau zum Ausklang des Liedes ist die erste Runde nach kaum drei Minuten zu Ende. Nico verschwindet. Nach kurzer Zeit erscheint er wiederum: nur mit einem Handtuch bekleidet, beinahe an eine antike Gottheit erinnernd. Aus Lautsprechern donnert "Also sprach Zarathustra". Fetter, blauer Nebel erfüllt den Raum. Aus zwei riesigen Amphoren gießt Nico Wasser auf den Ofen und tanzt durch die Sauna. Bei jedem Paukenschlag wirft er Eiswürfel auf die heißen Steine. Auf einer riesigen Filmleinwand erscheinen die Südtiroler Dolomiten, dabei würde ein Blick aus dem Fenster reichen – und authentischer sein!
Geschafft? Leider nein. Die dritte Runde – Nico tritt nun als Schamane verkleidet auf – beginnt mit orangegefärbten Kunstnebelschwaden und erneuten Blitzen. Nico hat nun eine Trommel umgehängt, fängt an, wie ein Indianer zu tanzen. Dabei singt er laut und gibt sich voll und ganz den immer lauter werdenden Klängen hin. Mit einer Hand schwingt er im Takt das Handtuch über dem Kopf und vollführt nun einen Bauchtanz. Verdutzte Blicke der Saunagäste. Wird hier eine neue Episode der versteckten Kamera gedreht?
Liebe Hoteliers, es reicht! Ihr habt in den letzten zwei Jahrzehnten wirklich tolle Arbeit geleistet. Davor gab es ja nur die winzige, muffige Kellersauna. Dann kam die Revolution: immer größere Saunen mit Fenstern und Ausblick. Schöner, größer, heller. Und irgendwann habt Ihr endlich auch das entdeckt, was die Herzen von Saunafans höher schlagen lässt: die Sauna im Freien. Aufgüsse durch einen Saunameister waren der nächste Schritt, damit habt Ihr uns den Griff zur Kelle erspart.
Aber was wir jetzt immer häufiger vorfinden, ist einfach nur noch lächerlich. Riesige Saunen für viel zu viele Personen, eine Licht- und Tonanlage wie in einer Dorfdisco, verkleidete Animateure, die zur Musik wie Zirkustiere tanzen – und dann keine Kraft mehr zum Wacheln haben! Gäste, die darüber nur lachen können, dumme Sprüche danach am Tauchbecken machen und das Erlebte erst einmal verarbeiten müssen.
Spart Euch das Geld für sündteure Eventsaunen! Investiert lieber in längere Saunaöffnungszeiten, in genügend Ruheliegen. Ein paar Kerzen, Räucherstäbchen, qualitativ hochwertige Tees und Säfte, ein kleiner Wellness-Snack …
Nehmt das, was Ihr habt. Eine heiße Sauna, gut ausgebildete Saunameister, die Kraft haben, sich mit naturreinen Düften auskennen – und den Panoramablick in die Ferne. Ruhe, Entspannung, Erholung – das ist echtes Saunaerlebnis. Vielleicht noch mit einer Obstplatte danach, als Highlight darf es gerne auch ein alkoholfreies Weizenbier sein. Mehr wollen wir nicht. Bitte zurück zum Echten und Guten.
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