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Unterwegs in einer anderen Welt

RELAX Magazin von Redaktion RELAX Magazin 28. Februar 2018

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Kaum jemand kennt Nordkorea aus eigener Erfahrung. Wir waren dort.
Und fanden adrett gekleidete Menschen und blitzsaubere Städte, aber keine Spuren von Slums und Kriminalität. Nordkorea ist spannend, ein bisschen spooky – und völlig anders als der Rest der Welt.

Es sollte ein schöner Morgen am Strand werden. Park Wang-ja, eine 53-jährige Touristin aus Südkorea, war früh aufgestanden, um in der Nähe ihres Wellnessresorts Ananti den Sonnenaufgang zu erleben. Ananti war das einzige Hotel in Nordkorea, in das Südkoreaner reisen durften. Der Mischkonzern Hyundai, dessen Gründer Chung Ju Yung der Sohn eines armen Bauern im heutigen Nordkorea war, hatte das Resort in einer Sonderwirtschaftszone errichtet, es war durch eine eigens gebaute Straße von Südkorea aus erreichbar. Alles war streng bewacht, und für das nordkoreanische Regime fielen 100 Dollar pro Tagestourist ab. Zwischen 1998 und 2010 kamen rund eine Million Südkoreaner. Doch als Park Wang-ja am Strand die engen Grenzen dieses nordkoreanischen Resorts überschritt, fielen Schüsse. Sie war auf der Stelle tot. Es war das Ende des innerkoreanischen Tourismus. Das Wellnessresort steht bis heute leer.

Nordkorea
Immer noch kommen Besucher: Chinesen, die eine Gruselzeitreise in ihre Vergangenheit unternehmen wollen, und wenige Europäer. Einer davon bin ich. Vor dem Hotel Koryo in Pjöngjang steht ein auf Hochglanz polierter grüner Jaguar. Manchmal erscheint das Leben unwirklich. Bin ich tatsächlich im angeblich hungernden Nordkorea? Der Jaguar setzt sich in Bewegung, was ich auch gerne tun würde, aber über die Einfahrt hinaus darf ich mich im ganzen Land nirgendwohin ohne Guide bewegen. Keine zehntausend Europäer besuchen dieses einzigartige Land pro Jahr – das kleine Dörfchen Hallstatt in Oberösterreich hat sechzigmal mehr Besucher. Dabei darf man diesen von jeglicher Globalisierung abgekoppelten Staat sowohl individuell als auch als Gruppenreisender erkunden. In jedem Fall wird man aber von einem Duo begleitet: einem ortskundigen Guide und einem Herrn von der Staatssicherheit.

Nordkorea
Alle Wege nach Nordkorea führen über Peking. Man kann nur mit der nordkoreanischen Air Koryo einfliegen. Oder man reist wie ich mit der Bahn von Peking nach Pjöngjang und überquert dabei bei Dandong den Grenzfluss Yalu. Das allein ist schon interessant. Die nordkoreanischen Waggons sind an einem chinesischen Zug angehängt, fast eine Allegorie auf die politische Lage. Die Türen dazwischen sind versperrt. Da sich der Speisewagen im chinesischen Zugteil befindet, offerieren die nordkoreanischen Schaffner eine findige Lösung: Man springt beim nächsten Stopp auf den Bahnsteig, läuft ein wenig vor, und schon ist man bei Speis und Trank. Der Speisewagen ist voller junger Briten und ähnelt einem englischen Pub. Im nordkoreanischen Zugteil gibt es nur ein Plumpsklo, in dem eine Schüssel Wasser die Spülung ersetzt. Am Boden der Schüssel steht auf Englisch: „Life should be pleasant – today and everyday.“ Ja, die Versprechungen von Regierungen sind schon immer groß gewesen.

Die Fahrt durch Nordkorea ist eine Ode an die Langsamkeit und auch eine schöne Zeitreise. Unzersiedelte Landschaft mit leeren Autobahnen und vielen Menschen auf den Feldern. Die Landwirtschaft ist kaum mechanisiert, und die Kolchosenarbeiter gehen entweder zu Fuß oder fahren mit dem Fahrrad zu den Feldern. So ähnlich muss es bei uns im 19. Jahrhundert auf dem Land auch zugegangen sein.

Wenn man am Abend am Pjöngjanger Hauptbahnhof ankommt, fällt man völlig aus der Zeit. Man ist zurück im 21. Jahrhundert und sieht adrett angezogene Kinder; alles ist blitzblank, und es wimmelt von Soldaten. Der Hauptbahnhof im stalinistischen Zuckerbäckerstil ist ein Geschenk der Sowjetunion aus den 1950er Jahren. Von hier aus führt auch eine Bahnlinie direkt nach Seoul, aber seit mehr als einem halben Jahrhundert halten alle Züge vor der undurchdringlichsten Grenze der Welt, in Kaeson.

Das Hotel Koryo, in das ich gebracht werde, ist ein Doppelturm mit 500 Zimmern, Schwimmbad, drehbarem Restaurant und einem Supermarkt, in dem auch die nordkoreanische Elite einkaufen darf. Von Sanktionen ist hier nichts zu sehen: Es gibt alles, von Bahlsen-Keks bis zu Johnnie Walker, von Bananen bis zu Nescafé.

Die Rezeptionistin trägt ein typisches Kleid: sehr bunt, sehr weit, sehr mädchenhaft, mit einer großen Schleife vorne dran wie auf einer Bonbonniere. Hinter dem Rezeptionstresen aus feinem Onyx ist eine riesige Weltkarte zu sehen, ganz in Weiß. Eine Farbe, die Kartographen einst gerne für die Terra incognita verwendeten, für unbekanntes Land. Und tatsächlich ist die Welt für Nordkoreaner ein unerreichbarer Ort, sie dürfen nirgendwohin reisen. Niemals. Nordkoreaner können mit ihren Radios und TV-Geräten auch nichts Ausländisches empfangen, das Internet endet an der Staatsgrenze, Auslandstelefonate sind nicht möglich, ausländische Medien gibt es keine. Der Rest der Welt ist so unerreichbar wie der Mond.

Nordkorea
Es gibt nur einen roten Fleck auf der Weltkarte im Hotel: ein gesamtes, ungeteiltes Korea mit der Hauptstadt Pjöngjang, die Sehnsucht des Führers. Was man auch gut erkennt: wie weit entfernt die USA liegen, die man im Angriffsfall mit Raketen treffen will. Die Raketendrohungen Nordkoreas haben übrigens nicht nur damit zu tun, dass Kim Jong-un nicht so enden will wie Gaddafi in Libyen, sondern auch mit viel begründeter Angst vor den USA. Während des Koreakrieges warfen die Amerikaner auf nordkoreanische Städte doppelt so viele Bomben ab wie auf europäische und machten sie dem Erdboden gleich. General McArthur wollte sogar 34 Atombomben auf China und Nordkorea abwerfen. Schließlich endete der Koreakrieg 1953 mit einem Patt und der bis heute andauernden Teilung des Landes. Seit damals hat Nordkorea niemals ein anderes Land angegriffen. Die USA hingegen haben in diesem Zeitraum 35 Länder bombardiert – gemäß dem Völkerrecht (UN-Charta 1948) allesamt in illegalen Angriffskriegen –, aus geostrategischen und wirtschaftlichen Interessen!

Pjöngjang macht staunen. Ansatzweise wird versucht, zum Süden aufzuschließen. Es gibt moderne Hochhäuser, wenige, aber neue Autos, die Menschen sind gut gekleidet und wirken keineswegs unterernährt. Der Unterschied zum kommunistischen Osteuropa? Das Fehlen jeglichen Schlendrians, was manchmal unheimlich wirkt. Die Verkehrspolizistinnen hatte ich stets im Verdacht, Androiden zu sein. Die ausnahmslos jungen und hübschen Frauen dirigieren den Verkehr mit roboterhaften, ruckartigen Bewegungen. Die Stadt wirkt anders, als wir Städte gewohnt sind. Keine Slums, keine Graffiti, kein Schmutz, keine Kriminalität. Dafür Führerkult und Menschenmassen ohne Ende: vor dem Geburtshaus des Großvaters von Kim Jong-un, vor den 20 Meter hohen Statuen seines Vaters und seines Großvaters, vor dem Revolutionsmuseum. Zum pompösen Palast der Sonne, dem ehemaligen Amtssitz von Kim Il-sung, führt sogar eine eigene Straßenbahn. Man passiert auf Rolltreppen endlose Gänge voller Einheimischer mit ergriffenen Gesichtern und gelangt schließlich in die abgedunkelten Säle, in denen die einbalsamierten Leichen der beiden Diktatoren liegen.

Eine Woche bin ich durch dieses Land ohne Werbung, ohne Coca-Cola, ohne McDonald’s und ohne weltweites Internet gereist. Ich war an der schwerbewachten Grenze in Panmunjom, wanderte im Mjohjang-Gebirge, und ich besuchte die Heimat des Ginsengtees in Kaeson. Die Menschen sind freundlich, aber sehr vorsichtig. Viele haben Handys – drei Millionen sollen es inzwischen sein –, und sie scheinen nicht an dem Mangel an Freiheit zu leiden. Von ihren Träumen konnten mir die Nordkoreaner freilich nicht erzählen. Sie leben stets mit zwei Wahrheiten, der privaten und der offiziellen. „Ich würde so gerne einmal Seoul sehen“, sagt eine Nordkoreanerin zu mir und fügt erschrocken hinzu: „Nach der Wiedervereinigung natürlich.“ Und als ich einen jungen Guide frage, warum er als Sprache Englisch gewählt hat, antwortet er zunächst: „Weil viele Touristen Englisch sprechen“, und ergänzt dann hastig: „Und weil die USA unser Feind sind, und um sie zu bekämpfen, müssen wir Englisch lernen.“



Fotos: Andrea Lorenzo

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