Genussherbst mit Törggelen in Südtirol
Lebenvon Barbara Horvath 31. August 2023


Beim Törggelen handelt es sich um einen jahrhundertealten Brauch in Südtirol, genauer: in der Region des Eisacktales, dem nördlichsten Weinanbaugebiet Italiens, bekannt für fruchtige Weißweine. Törggelen bezeichnet eine Art Weinprobe mit Jause zur Zeit der Weinernte. Der Wortursprung leitet sich möglicherweise ab vom lateinischen „torquere“, drehen (im Sinne von foltern, ausquetschen), was soviel wie „Wein pressen“ bedeutet. Aber auch dass „Torkeln“ – „Törkeln“ nach dem Weingenuss passt irgendwie.
Herzhafte Jausen mit lokalen Schmankerln
Ursprünglich waren es die Erntehelfer aus Nah und Fern, die nach der Weinlese zu einer Marend (Jause) eingeladen wurden. Später besuchten Städter und Wirte im Spätherbst die Winzer, um frischen süßen Traubenmost in den ersten Tagen der Gärung, den sogenannten Siaßn, Sußen (süßen), oder auch Nuien (neuen Wein) zu verkosten, in Verbindung mit lokalen Spezialitäten wie gerösteten Kastanien (Keschtn), Nüssen (Nussn) und eventuell süßen Krapfen. Weiters gab es dazu in früheren Zeiten hauptsächlich Speck, Kaminwurzen und Roggenbrot. Heutzutage sind es deftige Schlachtplatten mit Surfleisch und Sauerkraut, diversen Würsten und Knödeln, aber auch traditionelle Gerichte wie Erdäpfelblattlan (in Schmalz herausgebackene Scheiben oder Rechtecke aus ausgewalktem Kartoffelteig) mit Sauerkraut. Auch das schon erwähnte Roggenbrot erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit, es handelt sich um ein hartes, knuspriges Fladenbrot aus Roggenmehl, verfeinert mit allerlei Gewürzen wie Kümmel, Fenchelsamen, Anis, Schabzigerklee oder Koriander. Es ist bekannt unter dem Namen „Südtiroler Schüttelbrot“, als solches sogar eine geschützte geographische Angabe (g.g.A.). Als Dessert werden meist mit Marmelade, Kastanienreis oder Mohn gefüllte Krapfen serviert und natürlich die gebratenen Kastanien.

Wandern mit allen Sinnen
Die zünftigen Jausen, ob Törggelen oder Marend, erfreuen sich heutzutage auch bei Wanderern großer Beliebtheit. Die Landschaft im Eisacktal rund um die Orte Klausen, Barbian, Feldthurns und Villanders ist geprägt von Weinhängen, Nadeln- und Obstbäumen, welche besonders im Herbst eine wunderbar bunte Kulisse abgeben. Nach Wanderungen auf dem berühmten „Keschtnweg“, dem Barbianer „Zwetschkenweg“, dem „Latschenweg“ auf der Villander Alm, dem Laitacher „Weinwanderweg“ oder dem Verdinser „Birmehlweg“ kehrt man in Hütten, Gasthäusern und bei Winzern ein und lässt sich kulinarisch verwöhnen. Das wunderbare Bergpanorama Südtirols und das maritim angehauchte Klima dazu garantieren Genuss auf allen Ebenen – und sicher keine „Tortur“.

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