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Der lange Kampf der Frauen im Iran

RELAX Magazin von Redaktion RELAX Magazin 28. März 2023

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Seit mehr als 40 Jahren wird im Iran gegen die brutale Unterdrückung der Frauen protestier t. Eine von ihnen erzählt über ihre Kindheit und Jugend in Teheran nach der Islamischen Revolution, den Terror der Sittenpolizei, ihre Flucht nach Europa und ihr neues Leben.

Magdalena, so will sie genannt werden, lebt heute in einem deutschsprachigen Land. Sie ist Anfang 50, arbeitet für eine christliche Organisation und kümmert sich um konvertierte Muslime. Aus diesem Grund erhielt sie Morddrohungen von Islamisten, denn Missionierung steht bei diesen unter Todesstrafe. Seit Jahren lebt sie daher unter einem anderen Namen.

Wie ist die aktuelle Situation im Iran?

Seit 43 Jahren gibt es bei uns eine islamische Regierung. Alles, was unser Leben betrifft, muss sich der Scharia anpassen. Besonders die Frauen werden unterdrückt. Die Männer sind nach der Lehre des Islam mehr wert als die Frauen, Frauen werden als Menschen zweiter Klasse betrachtet. Es gab immer Proteste, sie wurden aber immer blutig niedergeschlagen. Nur damals gab es noch keine Handys und kein Internet, somit ist es nicht nach außen gedrungen.

Wie war das damals für Sie?

Ich war neun Jahre alt, als 1979 im Iran die Islamische Revolution passiert ist. Genau ab diesem Alter müssen sich Mädchen im islamischen Glauben den religiösen Gesetzen unterwerfen. Durch die Islamische Revolution hat sich für die Frauen alles geändert. Ab diesem Moment mussten sie in der Öffentlichkeit einen Hijab (Ganzkörperschleier, Anm.) tragen. Nach der Revolution gab es eine Zeit der „Säuberungen“. Alles war geschlossen. Es wurden Schulbücher und Lehrbücher verbrannt, Universitätsprofessoren verhaftet oder hingerichtet. Unsere Schule war vier Monate lang zu. Als wir dann wieder zur Schule gegangen sind, hatten wir keine ausgebildeten Lehrer mehr. Ich erinnere mich, dass wir heimlich weinten, als wir gehört hatten, dass unsere Lehrerin hingerichtet worden war. Wir mussten alle ein Kopftuch tragen, und meine Mutter musste für mich einen langen Mantel nähen.

Ging es nur darum, dass man etwas anderes anziehen musste?

Ich hatte einen Bruder, und ich habe mit ihm und seinen Freunden auf der Straße gespielt. Das durfte ich dann nicht mehr. Die Geschlechtertrennung war extrem, auch in der Schule. Viele Frauen verloren ihren Job, und jene, die in hohen Positionen waren, wurden entweder festgenommen, hingerichtet oder sind geflüchtet. Ich hatte als Mädchen und dann als junge Frau immer Angst, auf die Straße zu gehen. Es konnte uns vieles passieren, es war sehr gefährlich. Gleich nach der Revolution wurde die „Sittenpolizei“ eingeführt. Das war keine normale Polizei, sondern radikale Islamisten, die nur darauf schauen, dass die Scharia eingehalten wird. Damals wie heute war es üblich, dass sie junge Frauen festgenommen haben. Man wollte uns einfach Angst machen durch diese Willkür.

Hat sich bis heute nichts verändert?

Es hat sich wenig verändert, auch nicht die Gewalt und die Übergriffe, nur die Frauen sind mutiger geworden. Sie protestieren, sie haben die Möglichkeit, ihre Stimme zu erheben und sie in der Welt zu Gehör zu bringen. Und sie rufen nicht mehr nach Allah, wenn sie protestieren. Jetzt rufen sie nach Freiheit und Gleichberechtigung. Ich kann mich an den ersten Frauentag gleich nach der Revolution erinnern, das war am 8. März 1979. Da sind viele Frauen in Teheran auf die Straße gegangen, moderne Frauen in westlicher Kleidung. Sie wollten keinen Hijab tragen. Die Frauen wurden brutal niedergeschlagen, mit Messern und Ketten attackiert. Viele Frauen haben damals ihr Leben verloren.

Das Kopftuch ist also nicht nur ein religiöses Symbol, das man aus Überzeugung trägt?

Im Iran müssen sogar Besucher des Landes, die keine Muslime sind, Kopftuch tragen, selbst Politikerinnen bei Staatsbesuchen. Es gibt in streng islamischen Ländern keine Freiheit, das Kopftuch zu tragen, sondern es ist ein Zwang, und es ist ein Machtinstrument, um die Frauen zu unterdrücken. So kann keine gesunde Gesellschaft entstehen. Es gibt zwar auch liberale Muslime, aber die Lehre des Islam wird sich nie ändern. Denn es gilt, was im Koran steht. Auch wenn Herrscher manchmal liberaler sind, kann sich das über Nacht ändern. So etwa, als im August 2021 in Afghanistan Kabul gefallen ist und die Taliban die Macht übernommen haben. Die Frauen dort wurden dadurch plötzlich wieder um 1.400 Jahre zurückversetzt!

Sie sind dann aus dem Iran geflüchtet?

Ja, das war 1993. Mein Schwager und seine Freunde waren damals in Teheran Zeugen, als die Sittenpolizei mehrere Mädchen aus der Nachbarschaft entführen wollte. Die Männer haben die Frauen geschützt, und sie haben dadurch Probleme bekommen. Er wurde verhaftet, wir hatten Angst um sein Leben. Es war damals üblich, dass täglich im Fernsehen die Namen der Hingerichteten verlesen wurden. Dann haben wir erfahren, dass er nicht getötet wurde, mein Schwiegervater konnte ihn freibekommen. Aber bei uns gilt die Sippenhaftung. Unser Haus wurde oft von der Polizei durchsucht, zuletzt hätten sie fast unsere sechsjährige Tochter mitgenommen. Da haben wir uns entschieden, das Land zu verlassen. Wir wollten nach Europa, nur nicht in ein islamisches Land.

Mittlerweile sind Sie Christin. Warum?

Ich war 13 Jahre alt, es war damals Krieg zwischen Irak und Iran. Sie haben uns beigebracht, mit Waffen umzugehen, aber ich wollte die nicht anfassen. Eines Tages hat uns unsere Koranlehrerin zu einem Friedhof außerhalb der Stadt geführt. Dort fand gerade ein Begräbnis statt von einem Menschen, der kürzlich hingerichtet worden war. Eine kleine Gruppe Trauernder stand beim Grab. Unsere Lehrerin befahl uns, wir sollten Steine sammeln und auf die Leute werfen, denn das seien Feinde des Islam. Da dachte ich, was ist das für ein Gott, der so etwas von mir verlangt? Ich habe nicht mitgemacht und mich geschämt. Als wir dann nach Europa flüchteten und am Flughafen angekommen waren, konnte ich es nicht glauben, was ich gesehen habe: lauter Frauen, gut gekleidet, mit unbedeckten Haaren, die lachen! Das Erste, was ich am Flughafen tat, war, dass ich mein Kopftuch und meinen Mantel ausgezogen und alles in den nächsten Mülleimer geworfen habe. Es war eine Befreiung. Als dann mein Mann in U-Haft saß, weil wir illegal die Grenze überschreiten wollten, habe ich zum christlichen Gott gebetet, und er hat geholfen.

Wie haben Sie es geschafft, trotz der schlimmen Erfahrungen eine starke, selbstbewusste Frau zu werden?

Die Frauen im Iran kämpfen schon seit Jahrzehnten um ihre Freiheit, um ihre Rechte und gegen das Kopftuch. Und auch ich selbst habe mich schon als Mädchen und junge Frau gegen die Unterdrückung aufgelehnt. Trotz aller Gefahren und Hindernisse habe ich weitergelernt, Abitur gemacht. Ich konnte mir dennoch meinen Mann nicht selbst aussuchen, aber ich wusste, dass es wichtig ist, meinen eigenen Willen zu behalten und nicht aufzugeben.

Was war Ihnen besonders wichtig, Ihren zwei Töchtern mitzugeben?

Meine Töchter sind inzwischen erwachsen. Sie hatten ein schwieriges Leben, zuerst im Iran, aber dann auch im Westen hatten sie es nicht leicht, sie mussten sich durchboxen. Ich habe ihnen immer gesagt: Egal, was geschieht, steht immer wieder auf und geht euren Weg weiter. Ich habe sie ermutigt, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen, im Studium, im Beruf und privat. Meine Töchter wissen es zu schätzen, dass sie selbstständig leben und selbst entscheiden können, wie sie leben, denn sie wissen, dass es nicht selbstverständlich ist. Im Iran oder einem anderen islamischen Land hätten sie diese Freiheiten nicht.


Interview geführt von Dr. Gudula Walterskirchen

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