In der neuen US-Ausgabe von Mark Twains „Huckleberry Finns Abenteuer” (geschrieben 1884) wird das Wort „Nigger” durch „Sklave” ersetzt, um politisch korrekt zu sein. Der schwarze Schriftsteller Ishmael Reed, der zu den wichtigsten Autoren der literarischen Postmoderne der USA zählt, meinte dazu, dass der Verlag Twains Bücher offensichtlich gar nicht verstanden habe, denn Mark Twain verachtete Rassismus und geißelte in seinen Werken die Heuchelei und Verlogenheit der amerikanischen Gesellschaft. Statt einzelne Wort zu zensieren, so Reed, sollten die Verantwortlichen besser die Bücher lesen, um überhaupt zu verstehen, was sie ausdrücken.
Reed verweist übrigens auch süffisant darauf, dass eine Zensur von Musiktexten den Hip-Hop umbringen würde, verwenden doch viele der schwarzen Rapper „Nigga” extrem häufig – ganz ähnlich, wie sich etwa türkische Rapper in Deutschland selbst stolz als „Kanaken” bezeichnen.
Wir jedenfalls regen eine – möglichst unter EU-Aufsicht vorzunehmende – Durchforstung der gesamten Literaturklassik zum Zweck Geschichte verfälschender Vergangenheits-Korrektheit an: Etwa die Streichung aller judenfeindlichen Passagen aus Hitlers „Mein Kampf” oder das Ersetzen des Ausdrucks „Knecht” in Peter Roseggers Heimatwerken durch „landwirtschaftliche(r) FacharbeiterIn”. Auch Pippi Langstrumpf soll nicht mehr machen dürfen, was ihr gefällt – das hat doch höchst gefährliche Vorbildwirkung auf unsere Kinder.