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Wellnessurlaub mit Baby

Dem Babyboom der jüngsten Vergangenheit trägt auch der Tourismus Rechnung: Immer mehr Hotels spezialisieren sich auf den Urlaub mit Baby, selbst wenn sie nicht immer die nötigen Voraussetzungen dafür erfüllen.

Nicht jedes alte Ferienhotel verfügt über die baulichen Gegebenheiten; wer sein Kind mehrmals am Tag drei Stockwerke hochgetragen hat, weil kein Lift vorhanden ist, weiß, was das heißt. Manche Hotels können übrigens nicht einmal das Wort richtig schreiben – das englische „Babies“ ist häufig zu lesen. Alle als Spa-Hotel mit einschlägiger Orientierung auftretenden Betriebe haben wir unter die Lupe genommen: 38 in Österreich, 23 in Deutschland. Unsere jüngsten Tester heißen Matthäus (vier Monate), Matteo (13 Monate) und Aileen (20 Monate).

Matthäus war der kleinste der RELAX Guide Tester. Säuglinge verlangen besondere Aufmerksamkeit. In ihrer Umgebung kann es auch mal ein wenig unruhig werden. Hotelpersonal kann kaum etwas tun, außer den Eltern beizustehen und ihnen das Leben nicht schwerer als nötig zu machen. Dafür sind so kleine Kinder einfach unglaublich süß.

Matteo war bei den Tests ein gutes Jahr alt. In diesem Alter werden Babys so richtig mobil. Kein Blumentopf ist vor ihnen sicher. Erklären kann man ihnen leider noch kaum etwas. Das Hotelpersonal muss vor allem tolerant sein. Aber die Tolpatschigkeit eines so kleinen Kindes zaubert jedem ein Lächeln ins Gesicht.

Aileen ist ein quirliges kleines Kind. Mit knapp zwei Jahren war sie bei den Tests das älteste Baby. Währenddessen begann sie, ihre Umgebung auch sprachlich zu erkunden und einfach alles zu kommentieren. Aufmerksamkeit und oft auch Geduld sind die Softskills, über die das Hotelpersonal verfügen muss. Aileen belohnt das mit einen Engelslachen, dass einem das Herz aufgeht.

Baby ist nicht immer Baby

Der Begriff Baby ist nicht ganz klar festzumachen und wird von jedem Hotel etwas anders gehandhabt – bei manchen gibt es ein Mindestalter von sechs Monaten, andere wiederum kennen keinerlei Altersgrenzen nach unten. Eine andere Babydefinition wäre jene, die sich an der bisherigen Praxis von Kinderhotels orientiert. Im Regelfall gilt dort die Betreuung ab drei Jahren, sodass man logisch folgernd sagen könnte: Alles, was jünger ist, fällt unter die Bezeichnung Baby. Wie weit auch immer diese Sichtweisen reichen mögen, es kann nicht an uns liegen, dazu weitere Regeln aufzustellen. Wir haben uns aber bemüht, die Dinge so zu sehen, wie sie den Angeboten in der Praxis entsprechen.

Im Zentrum steht jedenfalls eine adäquate Betreuung, die allerdings bei unterschiedlichen Hotels unterschiedlich lange dauert: Das Spektrum reicht von drei bis etwa zehn Stunden täglich. Freilich wird niemand sein Baby für den ganzen Tag abgeben, die angegebenen Zeiten bedeuten schlicht, dass innerhalb dieser Zeitspanne jemand da ist, der sich um die Kleinen kümmern kann, wenn die Eltern Zeit für sich benötigen, etwa um verwöhnende Treatments genießen zu können.

Babys only ist Fehlanzeige

Schon auf den ersten Blick fällt auf, dass es bis auf eine einzige Ausnahme gar keine reinen Babyhotels gibt, denn fast alle Häuser sind Kinderhotels, die ihr Angebot neuerdings auch auf den Urlaub mit Baby ausgeweitet haben. Dem vermeintlichen Ideal der „Herberge für Minis, Maxis und Teenies“ steht allerdings entgegen, dass vor allem ganz kleine Babys völlig andere Bedürfnisse haben als größere Kinder, die über Gokarts, Spielbauernhof, Trampolinpark, Riesenrutschen, Playstation und Teenie-Disco sowie natürlich über den daraus resultierenden Lärm frohlocken.

Konfliktpotenzial Spa

Kinder und Wellness, so fragt man sich zunächst unweigerlich, geht das zusammen? Tatsächlich sind Zielkonflikte sozusagen vorprogrammiert. Denn während Schwimmbecken, Whirlpools und Ruhebereiche auf Kinder wie Magneten wirken, wollen es die Eltern zum Ausspannen vom stressigen Alltag vor allem im Wellnessbereich möglichst ruhig haben. Sogar die Reize von Sauna und Dampfbad bleiben den Kleinen längst nicht mehr verborgen. Umso wichtiger ist es, dass es eine räumliche Trennung im Spa gibt, also Spa-Bereiche, zu denen Kinder absolut keinen Zutritt haben, sowie weiters, dass das Hotel darauf achtet, dass diese Regel auch eingehalten wird. Doch solche Verhältnisse sind nicht einfach zu finden. Denn leider ist die Trennung des Spas in Eltern- und Kinderbereiche in den meisten Wellnesshotels gar nicht vorhanden – einfach deshalb, weil die meisten Hotel-Spas viel zu klein sind, um nachträglich noch eine räumliche Trennung zuzulassen.

Gutes Spa ist Lilien-Voraussetzung

Dennoch: Von grundlegender Bedeutung für die Lilien-Bewertung eines „Wellness-mit-Baby-Hotels“ war zunächst, dass die Wohlfühlkriterien, wie sie im RELAX Guide seit mehr als einem Jahrzehnt festgeschrieben sind, umgesetzt werden. Entscheidend sind Lage, Ambiente, Dienstleistungsqualität und Ausstattung – darüber mehr unter „Bewertungskriterien“ am Anfang des Buches. Dazu gehört unter anderem, dass den Eltern ein Spa-Bereich von entsprechender Größe zur Verfügung steht. Das ist übrigens auch der Grund, warum nur so wenige Hotels mit mindestens einer Lilie ausgezeichnet werden konnten – in Deutschland ist es sogar nur ein einziges Haus. Die anderen mögen vielleicht mehr oder weniger gut für Babys geeignet sein und auch durchaus eine liebevolle Betreuung bieten, nur sind sie wellnessmäßig zu schwach für eine Lilien-Auszeichnung, da die entsprechenden Einrichtungen zu klein dimensioniert wurden. So reichen beispielsweise die typische Kellersauna oder ein paar klapprige Ruheliegen in einem Durchgangsraum mit Sicherheit nicht zum Wohlfühlen aus.

Das große Augenmerk auf die Spa-Qualitäten führt in der Bewertung dazu, dass Hotels mit guten Spas besser bewertet werden konnten als Mitbewerber, die hier weniger bieten, dafür aber besser für einen Babyurlaub eingerichtet sind. Letztlich entscheiden die persönlichen Bedürfnisse, es lohnt also durchaus, auch Hotels mit einer geringen Lilien-Anzahl in Betracht zu ziehen.

Hausaufgaben gemacht?

Neben der Erfüllung der bekannten Lilien-Kriterien muss ein Babyhotel mit zusätzlichen Features aufwarten können. Dazu gehören etwa, dass alle Areale des Hotels – auch die Zimmer – ohne Verrenkungen mit dem Kinderwagen erreichbar sind, eine liebevolle Betreuung – diese findet man dank engagierter Mitarbeiterinnen fast immer –, aber auch eine babygerechte Ausstattung. Vom Windeleimer (bitte mit Deckel!) über ein Nachtlicht bis hin zur Wickelauflage zählt hier einiges dazu. Diese Basics stehen eigentlich auch überall kostenlos bereit, allerdings viel seltener am Zimmer. Mama und Papa müssen sich im Regelfall also einiges zusammensuchen und immer wieder nachfragen, und das kostet Zeit, die man eigentlich viel lieber bei einer guten Kosmetikbehandlung oder Massage verbracht hätte.

Manko Schlafmöglichkeiten

Ein großes und weitverbreitetes Manko sind fehlende Betreuungs- bzw. Schlafräume für Babys. Diesen sollten aber eigene Ruhebereiche zur Verfügung stehen, damit sie nicht in der „Action-Zone“ der größeren Kinder betreut werden müssen, wo sie naturgemäß nur schwer oder keinen Schlaf finden. Und es ist eigentlich das genaue Gegenteil des Gewünschten und Erwarteten, wenn die Mitarbeiterinnen aus diesem Grund gezwungen sind zu verlangen, dass man sein Baby zum Schlafen wieder abholt.

Auf der folgenden Seite haben wir ein paar wichtige Beobachtungen zusammengefasst, die unser fleißiger Testernachwuchs – Aileen, Matteo und Matthäus – notiert hat.

Beispiele: Was wir gar nicht mögen, aber häufig erleben …

  • Warten beim Check-in: Wenn ein gebuchtes Zimmer bei der Anreise noch nicht fertig ist, wird das als nervig empfunden. Speziell dann, wenn man ein weinendes Kind auf dem Arm trägt.
  • Enge Zimmer, besonders wenn sie ungünstig geschnitten sind und einem schon kleine Bewegungen akrobatische Leistungen abverlangen. Wer Familienurlaub anbietet, muss auch auf die entsprechende Größe der Räume achten.
  • Babyhotels, in denen für die Kleinsten viel getan wird, deren Wellnesszone hinsichtlich Größe und Angebot aber zu wünschen übrig lässt. Die Kellersauna Spa zu nennen, ist zu wenig.
  • Hotels, die über riesige Outdoor-Bereiche für größere Kinder verfügen, bei Schlechtwetter jedoch nur wenige Räumlichkeiten bieten – die Unruhe ist dann vorprogrammiert.
  • Verschmutze Teppiche und Möbeltapezierungen: Babys kleckern, nur bei geeigneten Materialien wirkt eine Reinigung so, dass der nächste Gast nichts mehr davon bemerkt.
  • Teppichböden sind Schmutzmagneten, Holzböden die schönere und hygienischere Variante.
  • Restauranttische, die so eng gestellt sind, dass man mit dem Kinderwagen nicht durchkommt.
  • Restaurants, die man nur über Stufen erreicht und deren Mitarbeiter aufmerksam wegsehen, wenn man sich mit dem Kinderwagen nähert.
  • Hotels, in die man gar keinen Kinderwagen mitnehmen darf. Wer denkt sich so etwas aus?

Kleine Auswahl: Was wir mögen, aber nur selten erleben …

  • Echte Babyhotels: Die gibt’s leider nur selten. Fast alle sind mehr oder weniger toll für größere Kinder; hat man solche auch, ist’s fein. Aber kleine Babys (und deren Eltern) hätten eigentlich andere Bedürfnisse als Action und Rambazamba.
  • Hotels, die sich auf eine Zielgruppe spezialisieren und nicht gleichzeitig noch mit anderen Zielgruppen (Reisebussen, Hochzeiten etc.) ihre Auslastung erhöhen wollen.
  • Stressfreier Check-in: Die Anreise mit einem Baby ist zumeist anstrengend, mühsame Formalitäten (u. a. diverse Kautionen, Vorauszahlungen, Formulare) sowie die Überforderung mit Informationen erzeugen Stress – selbst wenn man kein weinendes Kind auf dem Arm hat.
  • Fertige Zimmer, in denen schon alles da ist – bis hin zur ausgebreiteten Spieldecke. Nur dann kann sich die Mama ums Auspacken kümmern. Hatten wir übrigens nur einmal...
  • Wenn die Basics bereits im Zimmer sind: Windeleimer, Nachtlicht, Wickeltisch, Wasserkocher und anderes mehr. Wenn Mama das alles erst organisieren muss, fehlt ihr die Zeit im Spa.
  • Barrierefreie Anlagen: Lifte, in die kein Kinderwagen passt, oder gar drei Stockwerke, die man zu Fuß überwinden muss, will man eigentlich nicht haben.
  • Gute Schallisolierung der Zimmer: Sie ist der erste Schritt für einen erholsamen Schlaf.
  • Babybecken – wenn sie mindestens 35 Grad warm sind.
  • Betreuungszonen, die in der Nähe des Wellnessbereichs liegen. Im Falle des Falles muss man dann nicht aus der Sauna durch die gesamte Anlage laufen.
  • Frühere Essenszeiten: Babys sind fast immer Frühaufsteher und sie gehen auch früh schlafen, was sich natürlich auf den Lebensryhthmus der Eltern auswirkt.
  • Wenn Babys eigene Ruhebereiche haben und nicht in der „Partyzone“ der größeren Kinder betreut werden müssen.
  • Wenn daher die Mitarbeiter nicht verlangen, dass man die Kleinen zum Schlafen wieder abholt.

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